Alles aus einer Hand (A1H)
Von Hans-Matthias Liechti
Titelbild: © Steiner Sarnen Schweiz, Timo Schwach
Seit Jahren werden dank Bündelung der Fachkompetenzen A1H-Projekte (Alles aus einer Hand) durch Engineering, Felstechnik und Betriebscenter gemeinsam zum Nutzen der Kunden umgesetzt. Durch optimierte Planung und rationelle Bauausführung können komplexe Projekte ohne Schnittstellen für die Bauherrschaft wirtschaftlich und partnerschaftlich ausgeführt werden.
Entwickeln, optimieren, lösen
Die Ausführung von A1H-Projekten ist seit Jahren eine wichtige Dienstleistung zur Projektierung und Ausführung von anspruchsvollen Projekten in den Spezialdisziplinen der Gasser Felstechnik AG. Ziel ist die Erstellung von Bauobjekten von A bis Z, also von der Machbarkeitsstudie bis zum schlüsselfertigen Bauwerk. Die Projektierungen umfassen Geologien in Fels- und im Lockergestein. Die Tätigkeiten der Gasser Engineering AG umfassen folgende Dienstleistungen:
- Beratungen, Studien und Projektentwicklungen im Untertag-, Tief- und Spezialtiefbau
- Konzepterarbeitung für Bauprojekte inklusive Baubewilligungsverfahren
- A1H-Planung und -Bau von Komplettlösungen
- Ausübung von Projektmanagementaufgaben bis hin zu Totalunternehmeraufträgen
Viele Bauherren wollen klare Fakten, wenn sie ein Bauwerk erstellen. Zu günstige Offerten, mit der Folge von Nachtragsdiskussionen und Streitigkeiten, verändern den Angebotspreis oft nachträglich. In der Preis- und Planungssicherheit kommen hier die Vorteile von A1H zum Tragen. Durch die Bündelung unserer Fachkompetenzen können Projekte flexibel, rasch und ohne Schnittstellen für die Kunden umgesetzt werden. Gasser Engineering analysiert die Aufgaben und plant Bauprojekte nach Kundenwunsch. Dabei stehen Innovation und pragmatische Lösungen zu den vorgegebenen Qualitätsansprüchen der Bauherrschaft im Zentrum. Schon in der Planungsphase werden die relevanten Bauprozesse der Bauausführung berücksichtigt. Nach Bedarf werden Planungen und Dimensionierungen für die notwendige Baustelleninstallation inhouse erstellt. Das Team der Gasser Felstechnik setzt anschliessend die Massnahmen auf der Baustelle nach vorgegebener Qualität um. Dazu können die Teams auf Werkstoffe, Baustelleneinrichtungen und Spezialinventar aus dem Betriebscenter zurückgreifen. Dieser auf Vertrauen und Partnerschaft basierende Bauablauf gewinnt an Berechtigung. Nachfolgend wird anhand von unterschiedlichen Referenzobjekten das Zusammenspiel der verschiedenen Kompetenzen anschaulich aufgezeigt.
Sofortmassnahmen Axenstrasse (SZ)
Durch den Sturm Burglind wurde in der ersten Januarwoche 2018 die Steinschlagschutzgalerie der Axenstrasse beschädigt. Die wichtige Achse musste für den Strassenverkehr gesperrt werden. Durch sofortige Intervention von Engineering und Felstechnik konnte die Strasse innerhalb von Tagen wieder in Betrieb genommen werden. Dabei wurde das Schutzgerüst aus Stahl- und Holzbau durch das Engineering konstruiert und bemessen. Die erforderlichen Bauteile wurden durch das Betriebscenter innert kurzer Zeit bereitgestellt. Die Bauausführung haben die Spezialisten der Felssicherung übernommen. Unter Verkehr konnten die Reparaturarbeiten an der Galerie ausgeführt werden. Dazu war ein Steinschlagschutzkäfig zur Sicherstellung der Arbeitssicherheit notwendig, welcher durch das Engineering geplant und durch das Betriebscenter produziert wurde.
Felsabtrag En Bataille (FR)
Auf der Jaunpassstrasse konnte in der Nähe von Broc ein Felsabtrag mit anschliessender Netzabdeckung unter engen Platzverhältnissen und Einspurbetrieb ausgeführt werden. Die Abtragshöhe des Felsens betrug teilweise über 15 Meter. Schon während der Angebotsphase mussten Dimensionierungen durch das Engineering für die erforderliche Schutzwand vorgenommen werden. Nach der Auftragsvergabe wurden die Bemessung und Ausführungspläne für Nagelwände, Felssicherung, Netzabdeckung, Rockstop-G und die Schutzwand durch das Engineering erstellt. Das Betriebscenter produzierte die Schutzwand nach Vorgaben der Planung. Durch die Abteilung Sprengbetriebe wurden die baulichen Massnahmen vor Ort umgesetzt. Die Bauleitung und die Qualitätssicherung erfolgten durch Gasser Engineering.
Objektschutz von Gebäuden
Über Neubeurteilungen fallen private Liegenschaften auf der Naturgefahrenkarte in den Gefährdungsbereich durch Steinschlag und Hangmuren. Verbaumassnahmen zum Objektschutz werden notwendig. Speziell bei niedrigen Energien konnten in den letzten Jahren verschiedene Gebäude mit dem hauseigenen Steinschlagschutzsystem Rockstop-G geschützt werden. Da die örtlichen Verhältnisse von Fall zu Fall anders sind, wird das Grundsystem auf die erforderlichen Bedürfnisse adaptiert. Dabei werden Geländeaufnahmen, Planung und Bemessung durch das Engineering ausgeführt. Nach den Fabrikationsplänen werden die Schutzmassnahmen im Betriebscenter produziert. Die Ausführung der Arbeiten erfolgt durch die Mitarbeitenden der Felssicherung.
Baugrube Annen Root (LU)
Die Baugrube wurde mittels zweier verschiedener Systeme gesichert. Zwei Drittel der Baugrubensicherung konnte als temporäre Nagelwand erstellt werden. Durch das Fehlen von Ankerrechten musste eine Seite des Baugrubenabschlusses als Mikrorühlwand erstellt werden. Gasser Engineering war für die Planung und Fachbauleitung zuständig. Durch das Betriebscenter wurden die Rühlwandständer, Longarinen und Ausfachungen in der Werkstatt produziert und am Bau verschweisst. Gasser Felstechnik setzte alle Spezialtiefbauarbeiten in Koordination mit dem Aushubunternehmer um.
Spritzbetonverkleidung Schacht Hochschleipfen (GL)
Für die Spritzbetonverkleidung des neuen Entlüftungsschachtes am Kerenzerberg konnten eine Arbeitsbühne und Schachtbefahranlage realisiert werden. Da der Vertikalschacht eine Länge von über 100 Metern aufweist, musste die Anlage nach der deutschen Richtlinie «Technische Anforderungen an Schacht- und Schrägförderanlagen (TAS)» konzipiert werden. In enger Zusammenarbeit zwischen der Abteilung Untertag, dem Betriebscenter und dem Engineering-Team wurden die Anforderungen für die Baustelle spezifiziert. Sämtliche statische Nachweise, Konstruktionspläne und Materiallisten wurden durch das Engineering erstellt. Sämtliche Teile wurden im Betriebscenter produziert und auf der Baustelle als fertige Anlage aufgebaut. Die Mineure konnten anschliessend mit der gut funktionierenden Anlage die Spritzbetonverkleidung ausführen.
Käselager Kien (BE)
In Reichenbach im Kandertal wurde ein ehemaliges Munitionslager in ein unter-irdisches Käsereifungslager umgebaut. Seit der Eröffnung am 20. September 2017 lässt die Gourmino AG dort bis zu 1’000 Tonnen Käse bzw. 56’000 Laibe reifen. Das anspruchsvolle Planungs- und Bauleitungsmandat umfasste Felsabbau-, Rückbau-, Beton- und Untertagebauarbeiten mit der Gasser Felstechnik. Zwei Querstollen wurden ausgebrochen und Lagerhallen ausgebaut. Besonders fordernd waren die Planung und die Ausführung der technischen Installationen für Klimatechnik, Lüftung und Elektroanlagen.