Umfahrung Lungern
Von Matthias von Ah
Der Bau der Umfahrung Lungern ist nicht nur für unsere Firma, sondern auch für unsere Standortgemeinde Lungern ein wichtiger Meilenstein. Als Teil einer ARGE stellen wir uns den Herausforderungen dieses Grossprojekts.
Obwalden setzte bessere Lösung durch
Mit dem zunehmenden Verkehr über den Brünig und damit durch Obwalden stellte sich die Frage nach einem Ausbau der A8. Weitsichtige Obwaldner Persönlichkeiten konnten verhindern, dass die neue Autostrasse praktisch vollständig in offener Linienführung durch das Sarneraatal geführt wurde. So war beispielsweise oberhalb der Hinterseestrasse am Westufer des Lungerersees ein Lehnenviadukt in Planung. In der Walchi wäre bei dieser Projektvariante ein Vollanschluss vorgesehen gewesen. Stattdessen wurden die Obwaldner Dörfer mit Tunnels umfahren. Als letzte Gemeinde war Lungern dran. Beim Bau des Erkundungsstollens war Gasser Felstechnik mit dem Gegenvortrieb am Südportal beteiligt. Mit einem Rohrschirm wurde die dortige heikle geologische Zone bewältigt. Auch sonst hatte der Bau des Erkundungsstollens mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Tunnelbohrmaschine (TBM) versackte und für den späteren Tunnelvortrieb musste eine tiefer im Berg liegende Linienführung mit einer Länge von 3’550 m gewählt werden.
Im Jahr 2006 gewann Gasser Felstechnik in einer ARGE mit Implenia und Bürgi (Alpnach) die Ausschreibung zum Bau der Umfahrung Lungern. Die Offerte wurde noch mit Batigroup ausgearbeitet. Mit einer Bausumme von über 100 Mio. Franken stellte der Auftrag eines der grössten Projekte in der Firmengeschichte dar.
Komplexe Aufgaben
Am 5. März 2007 erfolgte das Anschiessen unter der Leitung der erfahrenen Tunnelbauer Sepp Bolliger und Urs Häfelfinger. Die Ausbrucharbeiten gingen in der Zone mit Quintner Kalk rasch vorwärts. In der Mergelzone wurde die Felsüberdeckung mit minimal 15 m angegeben. Der stark mergelige Fels war mit lehmgefüllten Klüften durchsetzt. Es musste auf Kalottenvortrieb und den Einbau von Gitterträgern umgestellt werden. Die gesamte Linienbaustelle mit Vortrieb, Ausbruch und Betoneinbau des Sohlgewölbes, Betonieren des Innengewölbes und Bau der Zwischendecke war logistisch eine grosse Herausforderung. Betonmengen von gegen 400 m3 und mehr pro Tag waren keine Seltenheit. Da die erwarteten Vortriebsleistungen nicht ganz erreicht werden konnten, wurde ein 694 m langer Gegenvortrieb von Süden organisiert. Neben den Vortriebsarbeiten mussten wir auch mit den Schalungen für das Sohlgewölbe, das Innengewölbe und die Zwischendecke Erfahrungen sammeln. Viele Arbeitsschritte waren für uns neu. Trotzdem konnten wir nach einer Lernphase fünf Blöcke, also 50 m Tunnel, pro Woche betonieren.
Am 2. Juli 2010 erfolgte schliesslich der Durchschlag. Es wurden knapp 600’000 m3 Fels ausgebrochen, wobei der grösste Teil auf die Deponie Hinti gebracht wurde. Bis zur Fertigstellung des Rohbaus vergingen nochmals gut eineinhalb Jahre. Am 10. Dezember 2012 konnte die Umfahrung dem Verkehr übergeben werden. Das Dorf Lungern wurde vom Durchgangsverkehr entlastet. Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie der gesamte Brünigverkehr den Ortskern passierte.