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Hauptarbeiten der Mastfundamente für die Schilthornbahn abgeschlossen

Mürren (BE)

Wir blicken mit einigem Stolz auf einen intensiven Sommer zurück. Die Hauptarbeiten rund um die Mastfundamente für das Seilbahnprojekt Schilthornbahn 20XX sind abgeschlossen und Garaventa für den Stahlbau übergeben. Das Grossprojekt forderte in vielerlei Hinsicht.

Unsere Arbeiten innerhalb der ARGE mit Gerber + Troxler Bau umfassten diverse Installationen, Erdarbeiten, Sprengaushub, Baugrubensicherungen, Schachtbau, Pfähle, konstruktiven Ingenieurbau, permanente Verankerungen mit Litzenankern, Steinschlagwerke sowie eine Vielzahl an Nebenarbeiten. Und all dies aus einer Hand. Im anspruchsvollen Gelände und unter komplexer Baulogistik leisteten unsere Spezialisten hervorragende Arbeit. Nur mit Willen und grossem Engagement aller Beteiligten sowie einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg war dies im engen Bauprogramm zu schaffen.

Montage der Stützen durch Garaventa auf unseren Fundamenten. Video: Schilthornbahn

Stütze 1

Das Gelände bei Stütze 1 stellte uns vor grosse Herausforderungen. Wenig Platz für Installationen, steile Hänge und die hohe, senkrecht abfallende Wand direkt an der Baugrubenkante sind nur einige der Knackpunkte, die uns einschränkten. Dazu kommt, dass die ganze Logistik per Materialseilbahn ab Mürren funktionieren musste. Das heisst, sämtlicher Aushub, Beton, Bewehrungsstahl und andere Güter wurden mit der Materialseilbahn im zeitweisen Zweischichtbetrieb zu bzw. von der Stütze geführt. Wir setzten hier auf das Know-how unseres Partners Zingrich Cabletrans, der uns eine zweckoptimierte Materialseilbahn mit 3.5 t Nutzlast erstellte. Um möglichst wenig Umschlag zu generieren, verläuft die Achse der Seilbahn längs über die Baugrube. So kann der Aushub direkt in die Mulde geschuttert werden und viele der Betonetappen können ebenfalls direkt ab Seilbahn eingebracht werden.

Stütze 1 direkt oberhalb einer steilen Felswand
Stütze 1 direkt oberhalb einer steilen Felswand

Stütze 2

Nahe am Dorf und doch schwer erreichbar steht die Stütze 2. Von hier aus wird der Sprengstoff für die ganze ARGE disponiert. Im 1’000 m-Radius der neuen Stütze stehen einige Häuser mit Ferienwohnungen. Bei diesen erstellte man vor Aushubbeginn eine Bestandesaufnahme. Zudem wurde im Keller des nächstgelegenen Gebäudes eine permanente Erschütterungsüberwachung erstellt. Mitte Juni erreichten wir die Tiefe der Baugrubensohle und begannen termingerecht mit den Betonarbeiten. Vier Sockel zu je 6 × 6 m waren zu betonieren. Beim parallelen Bau von jeweils zwei Sockeln erzielten wir gute Leistungen und verarbeiteten viel Beton in kurzer Zeit. Als die ersten beiden Sockel inkl. Kopf beendet waren, begann unser Spezialtiefbauteam mit den Bohrarbeiten für die senkrechten Litzenanker, je Sockel fünf Stück à 15 m. Anfang September haben die Hinterfüllungen gestartet und am 18. September konnten wir die Fundamente an Garaventa zur Erstellung des Mastens übergeben. Im Oktober folgten dann der Verguss und die Deinstallation. Die Oberflächenbeschichtung und fertige Hinterfüllung finden dann im Frühjahr 2024 statt.

Stütze 2 unterhalb des Dorfes mit vier Sockeln zu je 6 × 6 m
Stütze 2 unterhalb des Dorfes mit vier Sockeln zu je 6 × 6 m

Stütze 3

Nach den Installationen, für welche bereits grosse Erdbewegungen nötig waren, begann unser Team mit dem Baugrubenaushub. Die Baugrube wurde in Form eines A-Einschnittes erstellt. Anschliessend folgten drei Schachtbauten zur Fundation. Der Schacht, der oben im Hang zu liegen kommt, weist eine Tiefe von 11 m bei einem Durchmesser von 3 m auf. Die zwei unteren Schächte hatten eine projektierte Abmessung von 6 m Tiefe und 6 m Durchmesser. Da die geologischen Verhältnisse nicht wie geplant angetroffen wurden, mussten beide Schächte tiefer erstellt werden. Ihre Sohlentiefen kamen bei rund 7.5 m zu liegen. Diese Schächte wurden anschliessend etappenweise mit Beton gefüllt. Sie sind 1 m tief im Felsen eingebunden und wirken wie Pfähle. Der anschliessende Betonbau – welcher das eigentliche Mastfundament darstellt – hat drei 6 m hohe Pfeiler, die mit Riegeln verbunden sind. Die kurze Bauzeit bedingte, viele Arbeiten parallel auszuführen. Weitere Herausforderungen bestanden in der grossen umzuschlagenden Menge, dem steilen Gelände sowie einer schwierigen Logistik.

Station Mürren

Die neue Station Mürren gliedert sich in die Bergstation der ersten Sektion und die Talstation der zweiten Sektion. Zu liegen kommt sie, wo früher die Wartehalle der alten Station mit kleinem Restaurant sowie die alte Bergstation der Transportbahn «Käthy» waren. Für unseren ARGE-Partner Gerber + Troxler Bau haben wir während des Abbruchs eine temporäre Böschungssicherung erstellt. Später erfolgten die Tiefenfundationen mit Niederdruckjetting-Pfählen in den Druckzonen und Litzenankern in den Zugzonen der beiden Stationen.

Verrohrte Bohrungen im Lockergestein für die Litzenanker bei der Station Mürren
Verrohrte Bohrungen im Lockergestein für die Litzenanker bei der Station Mürren

Logistische Herausforderungen des Gebirgsbaus

Im Gebirgsbau ist die logistische Erschliessung und Versorgung der Baustelle immer eine komplexe Herausforderung. Beim Projekt Schilthornbahn 20XX gilt das aber besonders. Um sich die Logistik vorstellen zu können, möchten wir hier beispielhaft den Weg des Betons von der Anlieferung bis zum Einbau bei Stütze 3 aufzeigen: Die Komponenten (Kies, Zement und Zusatzmittel) werden per LKW bei der Talstation Stechelberg angeliefert. Der Kies kommt lose per Kipper und wird in einer Box an einen Haufen gekippt. Der Umschlag erfolgt per Radlader in einem rechteckigen Transportbehälter mit 4 m3 Fassungsvermögen. Darin wird der Kies mit der Materialseilbahn der ersten Sektion nach Mürren transportiert und in die direkt unter der Seilbahn stehenden Komponentensilos des temporären Betonwerks Mürren gefüllt. Zement wird ebenfalls per LKW antransportiert und in Stechelberg in ein 30 t-Silo umgeblasen. Für den Seilbahntransport nach Mürren werden Silobehälter benutzt. In Mürren werden sie auf einer Verschubbahn abgesetzt, in die Umblasstation geschoben und wiederum in ein 30 t-Zementsilo umgeblasen. Die Zusatzmittel sind in 1 t-Gebinden und kommen via normale Güterlogistik für Europaletten bis nach Mürren. Hier steht nun unserer Betonanlage nichts mehr im Wege, die Komponenten zu Beton zu vermischen. Sobald der Beton aus der Anlage fliesst, wird er mit kleinen Fahrmischern zu den jeweiligen Standorten transportiert. Im Falle der Stütze 3 ist dies der Umschlagplatz «Im Rad», der in 2 km Fahrt über eine Baupiste mit einer Steigung von ca. 15 ° erreicht wird. Das Füllvolumen des Kleinfahrmischers beträgt max. 3.5 m3 für diese Strecke. Dort angekommen, wird der Beton vom Fahrmischer in Betonkübel umgefüllt und mit der Transportseilbahn der zweiten Sektion bis zur Stütze 3 geführt. Hier steht ein Vorsilo bereit, in welches der Beton gelöst wird, damit die Seilbahn so wenig Stillstand wie möglich hat. Vom Vorsilo wird der Beton jetzt noch mithilfe einer Betonpumpe zu den drei Stützenfundamenten durch Leitungen von bis zu 150 m Länge gepumpt. Mit einem unglaublichen Effort hat unser Team diese logistische Challenge gemeistert.

Technische Daten
Felsausbruch: 1’700 m3
Lockermaterialaushub: 3’020 m3
Böschungssicherung: 1’000 m2
Selbstbohranker: 1’750 m
Bewehrungsstahl: 190 t
Konstruktionsbeton: 2’100 m3
Schalungsfläche: 1’650 m2
Permanente Litzenanker: 44 Stk.
Niederdruckjetting-Pfähle: 380 Stk.
Zement: 113 t

Simon Aeppli

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