Skipiste Howete, Zermatt (VS)
Für diesen Felsabtrag brauchte es einiges an Ideenvielfalt und Können, um das enge Bauprogramm in zwei Bausaisons und innerhalb der Erschütterungsauflagen abzuschliessen.
Die Talfahrtspiste Howete ist in den Jahren 2014 und 2015 gebaut worden. Sie hat sich grundsätzlich bewährt, birgt aber, wie die Erfahrung der vergangenen Winter zeigt, im Schlussabschnitt für schwächere Skifahrer einige Probleme. Die Piste erweist sich vor der Einmündung in den Riedweg als zu schmal, weshalb sich die Zermatt Bergbahnen dazu entschieden haben, mit einer Pistenverbreiterung die Sicherheit zu erhöhen.
Intensive AVOR
Vorgängig wurde die Arbeitsstelle mehrmals mit dem Bauherrn und Geologen begangen. Die Strassen in Zermatt sind äusserst schmal und kurvig. Die Zufahrt zur Baustelle konnte mit den optimalen Gerätschaften für einen Felsabtrag dieses Ausmasses nicht befahren werden. Und die Zufahrt über die Skipisten war wegen des Schnees in den höheren Lagen im Mai nicht möglich. Dank frühzeitiger Arbeitsvorbereitung und unserer grossen Erfahrung mit Gebirgsbaustellen konnten Lösungen beim Inventar evaluiert werden.
Erschütterungsüberwachung
Unmittelbar neben dem Abtrag befanden sich verschiedene Gebäude, die es zu schützen galt. Es wurden vorgängig Bestandesaufnahmen und Rissprotokolle erstellt. Im Weiteren wurde ein Überwachungskonzept ausgearbeitet und Erschütterungsmessungen wurden während des Felsabtrags durchgeführt. Es mussten dabei nicht nur die Erschütterungsrichtwerte durchgehend eingehalten werden, sondern es galt auch, das festgelegte Absperr- und Abdeckungsdispositiv konsequent anzuwenden.
Sichere Baustelle
Zum Baustart in der Bausaison Mai lagen noch grosse Schneemengen auf der Baustelle, die zuerst mit den Aushubgeräten abgeführt werden mussten. Danach startete das Team vor Ort mit der Umsetzung des Sicherheitsdispositivs. Als Erstes wurde das Dorf Zermatt mit einem 4 m hohen Schutzzaun geschützt. Hierfür konnten die Schutzfangnetze der Piste mit einem Kunststoffnetz ergänzt werden. Ein winddurchlässiges Vlies erhöhte zusätzlich den Schutz gegen feine Splitter. Anschliessend wurde der Baustellenperimeter mit einer Felsräumung gesichert.
Sprengabtrag im Steilhang
Als alle Vorarbeiten abgeschlossen waren, konnten wir mit den Probesprengungen beginnen. In den ersten beiden Wochen wurde der Sprengfels mittels Handbohrmaschine gebohrt und nach der Zündung händisch geschuttert. Ziel dieses aufwendigen Verfahrens war es, eine Arbeitsfläche zu schaffen, sodass die Sprenglöcher der weiteren Etappen mit einem kleinen Bohrgerät erstellt und das Haufwerk mittels 1.5 t-Bagger geschuttert werden konnte. Parallel zu den Sprengarbeiten wurden die Anker für die permanente Sicherung gebohrt, versetzt und injiziert. Zum Ende der Saison musste die Baustelle für den Unterbruch abgesichert und für den Sommertourismus freigegeben werden.
Bausaison Oktober
Der Schnee in den höheren Lagen wich dem warmen Sommer und die Zufahrt über die Skipisten war nun frei. So konnte unser Bohr-LKW I von Zermatt aus seine anspruchsvolle, über 20 km lange Reise via diverse Skipisten antreten, bis die Maschine den Bauplatz erreichte. Mit dem Bohr-LKW konnten nun alle Arbeitsschritte in der Felswand mit demselben Gerät ausgeführt werden, was die Leistungswerte erhöhte. Zur gleichen Zeit sind die Sicherheitsnetze und die Erschütterungsüberwachung wieder installiert worden, und so nahmen wir die Sprengarbeiten der zweiten Bausaison auf. Mit fortlaufendem Felsabtrag konnte auch eine bestehende Sicherung bei einer Betonplombe entspannt und der Beton parallel mit dem Felsabtrag rückgebaut werden. Dank gezielten Sprengungen war es möglich, ganze Felsblöcke zu gewinnen. Mit diesen konnten wir die Neigung des Pistensteilhangs brechen, um die Sicherheit für die Wintersportler zusätzlich zu erhöhen. Der Bohr-LKW konnte seine Rückreise wie geplant vor dem grossen Schnee antreten und wir konnten die Baustelle termingerecht der Bauherrschaft übergeben.
Robert Haas
