Horlaui, Weggis (LU)
Der Flurname Horlaui kommt von «Hor» für feuchte Böden und «Laui» für Erdrutsche. In diesem Gebiet werden seit Jahren Felsmassen elektronisch überwacht. Bei drei Felspartien nahmen die Bewegungen stetig zu, sodass deren Beseitigung unabwendbar wurde.
Alle Felspartien befanden sich unmittelbar über der Kantonsstrasse Weggis – Vitznau in einem Abschnitt von 300 m. Bei einem Absturz wären die Strasse und der Gehsteig betroffen gewesen. Nach einer kurzen Planungsphase starteten wir am 1. Oktober 2018 mit den Bauarbeiten. Das Bauende war auf den 14. Dezember geplant. Die verschiedenen Einzelobjekte erforderten ganz unterschiedliche Abbaumethoden. Sehr anspruchsvoll gestalteten sich der temporäre Schutz sowie die Zwischentransporte bis zur Strasse.
Verschiedene Abbaumethoden
Die Entfernung der 700 m3 umfassenden Felsmasse musste zur Hälfte mit Kleinsprengungen bis 5 m3 erfolgen. Grund dafür waren die knappen Platzverhältnisse unterhalb der Arbeitsstelle, bei einer beträchtlichen Abwurfhöhe von 25 m. Im unteren Teil konnten die Abschlagsvolumen vergrössert und mit dem Schreitbagger zusätzlich gespitzt werden. Die Schotterung erfolgte mit dem Baukran, bei einer Spitzenlast von 3 t auf 65 m Ausladung. Weitere 20 m3 Felsen haben wir temporär gesichert und mittels hydraulischem Spalten und Kleinsprengungen abgetragen. Deren Wandfuss konnte mit der Spitze eines 40 m-Krans erreicht und so geschottert werden.
Es wird heikel
Das «pièce de résistance» mit seinen 300 m3 forderte viel. Trotz detaillierter Planung und Arbeitsvorbereitung war der Abtrag vor allem zu Beginn sehr delikat. Nach dem Freilegen der Überdeckung zeigte sich, wie stark die Felsmasse zertrennt ist. Nicht erstaunlich, dass diese Masse solche Bewegungen machte. Im Vergleich zu den anderen Objekten wurde es hier richtig eng. Eng in topografischer und organisatorischer Hinsicht. Wie schon zu Beginn erkannt, war dies der kritische Teil. Nach kurzer Zeit entschieden die Planer, einen Teil der Masse zu sichern statt sie abzutragen. Wir organisierten uns umgehend, und so erfolgte der kontrollierte Sprengabtrag parallel zur zusätzlichen Sicherung. Geschottert wurde das gesprengte Gestein im Steilhang mittels Förderband.
Eine echte Herausforderung
Einen Teil der Arbeiten hat unser Team aus Sicherheitsgründen in Nachtarbeit bis Mitternacht ausgeführt, weil ein neben- und vor allem übereinander Arbeiten unter so engen Verhältnissen nicht verantwortbar war. Unfallfrei und mit nur einer Woche verlängerter Bauzeit konnte die Baustelle am 20. Dezember abgeschlossen und die einspurige Verkehrsführung aufgehoben werden. Es ging ein wirklich aussergewöhnlicher Felsrückbau zu Ende und mit ihm eine alle fordernde Challenge. Gemeistert von einer Einheit, die dem Namen gerecht wird – von der Bauherrschaft bis zum Felsarbeiter am Seil bei Wind und Wetter.
Ruedi Degelo