Titelbild: Daniel Bürki / KWO; eigene Bearbeitung
Steinwasserfassung, Gadmen (BE)
Am Sustenpass drohte eine labile Felspartie auf die Wasserfassung Steinwasser, die zur Stromgewinnung dient, zu stürzen. Zum Schutz der Fassung wurde der Felskopf in Etappen sprengtechnisch abgetragen.
Die Fassung gehört zu einem Netzwerk, mit dem die KWO, Kraftwerke Oberhasli AG, mehrere Bergbäche über unterirdische Tunnel auf ihre Turbinen leitet. Seit 2020 wurde der Felskopf messtechnisch überwacht. Ein unkontrollierter Absturz hätte zu betrieblichen Einschränkungen und im schlimmsten Fall zu einem Ausfall mit Kosten von mehreren Hunderttausend Franken führen können.
Intensive AVOR in Teamwork
Ziel des Projekts war der umfassende Schutz der Wasserfassung zur Sicherstellung der Betriebs- und Arbeitssicherheit. Die Baustelle wurde mit allen Beteiligten vor Ort begangen, anschliessend sind gemeinsam die Grundlagen erarbeitet worden. Bei der Planung wurde von aussen nach innen gearbeitet: von den äusseren Umgebungseinflüssen bis zur Kernaufgabe. Durch die Zufahrt und den Baustellenbereich führen Bergwanderwege. Der Durchgang musste für Wanderer soweit möglich gewährleistet bleiben, ausser bei den jeweiligen Sprengungen.
Schutz der Baustelle
Bei einem Gewitter kann das Wasser im alpinen Gebiet innert Kürze stark ansteigen. Die Fassung wird bei Hochwasser vielfach durch die KWO manuell ausgeleitet, kann aber auch überlaufen. Die Baustelleninstallationen mussten deshalb so eingerichtet werden, dass daran beim Hochwasserüberlauf keine Schäden entstehen. Damit nicht bei jedem Überlauf die Bautätigkeit eingestellt werden muss, wurde eine Notbrücke projektiert, über welche auch grössere Bagger fahren konnten. Zur Gewährleistung der Arbeitssicherheit montierten wir oberhalb der Baustelle temporäre Schutznetze, zudem wurde eine Regenmessanlage installiert. Am Felskopf selbst wurden Felsüberwachungssysteme installiert, welche mit Echtzeit-Benachrichtigungen und akustischen Signalen vor einem drohenden Spontanabsturz warnen würden. Unser Team sicherte die Zugänge mittels Felsräumungen, Rodungsarbeiten, Netze und mobiler Steinschlagpalisaden.
Vergurtung des Felskopfs
In der so gesicherten Baustelle konnten wir mit den Hauptinstallationen auf dem Umschlagplatz und auf dem Felskopf beginnen. Parallel zu den Installationen wurden die Stahlträger der Notbrücke montiert und anschliessend der Brückenoberbau aus Holz verlegt. In einer nächsten Phase bohrten unsere Spezialisten links und rechts vom Felskopf Verankerungen, um diesen anschliessend mit Drahtseilen zurückzubinden. Mit dieser Vergurtung wurde der Felskopf gegen das Kippen während der Sprengarbeiten gesichert. Nach der Begutachtung durch den Bauherrn, die Geologin und die Ingenieure wurde der Felskopf freigegeben und die Vegetationsschicht entfernt. Durch die Freilegung wurde der Felsverlauf entlang der Kluftfläche ersichtlich, sodass wir eine Probesprengung planen konnten. Währenddessen nutzte unser Team vor Ort die Zeit, um das Fassungsbauwerk mit dem Rockfall-X™-Dämpfungssystem gegen allfälligen Schleuderwurf zu schützen.
Sprengtechnischer Felsabtrag
Als alle Schutzmassnahmen und Installationen fertiggestellt waren, konnten wir die Probesprengung durchführen. In der Fassung wurde ein Erschütterungsmessgerät installiert, das die Erschütterung jeder Sprengung aufzeichnete. Dank den Messwerten konnten die Sprengungen fortlaufend optimiert werden. Das Planungsteam hat gemeinsam die Baustelle einmal pro Woche besucht und die einzelnen Arbeitsschritte besprochen. Die durch die Sprengungen freigelegte Kluft wurde fortlaufend mit Felsnägeln gesichert und zusätzlich mit Holzwollmatte und einem Kunststoffnetz abgedeckt, um die Sicherheit für das Baustellenpersonal zu erhöhen. Bei trockenem Sommerwetter konnten wir das Projekt termingerecht und mängelfrei fertigstellen.
Robert Haas