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«Das war für mich das Grösste»

Walter Murer

Fast jedes neue Bauprojekt lief über seinen Tisch: Walter Murer (60) verantwortete als Leiter Technisches Büro für über eine Dekade die Kalkulationen unserer Baustellen. Im Interview schaut er zurück, auch auf gesundheitliche Probleme und seinen Umgang damit.

Pascal Limacher: 14 Jahre lang warst du für die Firma tätig. Wie hat das begonnen?

Walter Murer: Thomas Gasser hatte mich damals als Leiter des Technischen Büros angestellt, wir wurden uns schnell einig. Zuvor hatte ich 25 Jahre lang für die AG Franz Murer gearbeitet. Unsere Kalkulationen konnte ich dann in vielen Bereichen übernehmen. Dabei habe ich vielfach mit den jeweiligen Abteilungsleitern zusammen kalkuliert. Diese Arbeit hat mich sehr befriedigt und die Projekte blieben stets spannend. Dann konnte ich auch unseren ersten auszubildenden Mediamatiker während seiner Lehrzeit begleiten. Ich musste mich in das Berufsbild erst einlesen, das war wirklich eine spannende Phase. Zu dieser Zeit wurde auch mit den Vorbereitungen zum Neubau des Betriebscenters und mit dem Umbau des Parkplatzes gestartet. Diese internen Bauprojekte habe ich teilweise als Bauführer übernommen, obwohl meine Aufgabe sonst klar in der Leitung des Technischen Büros lag.

Walter Murer
Walter Murer

Du kommst aber eigentlich aus dem Bereich der Ausführung, oder?

Ja, das ist richtig. Bei der AG Franz Murer habe ich den ganzen Weg gemacht, vom Maurer über die Polierschule bis zur Bauführerschule alle Felder des Baus bearbeitet. Und nach einigen Jahren habe ich dort die Abteilungsleitung im Bereich Spezialtiefbau und Wasserbau übernommen. Dann konnte ich auch viel selbst kalkulieren, führte dazu aber gleichzeitig noch Baustellen. Bei Gasser Felstechnik ging es dann mehr darum, zu kalkulieren und technische Lösungen zu finden. Thomas Gasser meinte, das sei doch etwas für mich. Mit Felssicherungen hatte ich vorher schon zu tun, konnte das dann aber hier sehr stark vertiefen. Es interessierte mich und war für mich ein guter Werdegang.

Im Jahr 2008 wurdest du in die Geschäftsleitung berufen.

Die Tätigkeit in der Geschäftsleitung hat meinen Verantwortungsbereich nochmals etwas erweitert. Was ich sehr an der Arbeit in unserer Firma geschätzt habe, ist die Kollegialität, welche ich als sehr angenehm und bereichernd empfand. Wir konnten immer offen miteinander diskutieren und uns gegenseitig auch mal sagen, wenn etwas ein «Seich» war. Es herrschte stets ein gutes Klima, das war mir wichtig. Und das ist auch bis heute so geblieben. Aus gesundheitlichen Gründen habe ich ab dem Jahr 2017 nicht mehr Vollzeit gearbeitet. Ich durfte mich dann nochmals zurückarbeiten, es wurde aber nie Druck aufgesetzt. Trotzdem griffen die Kollegen gerne noch auf meine Erfahrungen zurück. Sie zeigten mir Projekte und fragten, wie ich das angehen würde. Ich konnte immer noch etwas geben.

Walter Murer
Berge und Natur: Reise zum Mount Cook auf der neuseeländischen Südinsel

Das hattest du geschätzt?

Das war perfekt, das war für mich das Grösste. Nun in die Pension zu gehen, stimmt mich schon auch etwas traurig. Es ist ein lachendes und ein weinendes Auge dabei. Die Arbeit hier habe ich mit Leidenschaft gemacht. Der Schritt war nicht einfach, mich von meiner Arbeit zu lösen.

Muss man als Kalkulator bei seinen Projekten einfach hoffen, dass bei der Ausführung alles so klappt wie berechnet?

Da steckt viel Erfahrung dahinter. Ein wesentlicher Punkt dabei ist, dass ich stets über die effektiven Leistungswerte anhand von laufenden Arbeiten im Bild war. Nur so können Submissionen exakt kalkuliert werden. Es gibt aber auch laufend Veränderungen, neue Maschinen und Verfahren, man muss bei den Leistungswerten am Ball bleiben und die Rückmeldungen einholen. Mit den zuständigen Bauführern arbeitet man da natürlich auch eng zusammen und schaut Probleme gemeinsam an. Meine Projekte habe ich immer so kalkuliert, dass wir die gesunde Marge hatten, die wir brauchen. Klar, dann musste oft in Absprache mit dem Abteilungsleiter oder dem Geschäftsführer noch etwas nachgebessert werden.

Nervt dich das, wenn ein Auftrag anderweitig vergeben wird?

Nun, manchmal schon. Aber ich sagte mir auch: Was willst du jetzt, du kannst dich noch zwei Wochen ärgern. Das muss man einfach lernen oder sich etwas antrainieren. Man kann die eigene Kalkulation danach nochmals analysieren, das habe ich schon gemacht. Aber ändern, das geht nicht mehr. Man muss darüber stehen und auch mal gegenüber Mitbewerbern sagen können: Chapeau, das war eine gute Idee.

Welche Projekte blieben dir besonders in Erinnerung?

Das ist für mich noch schwierig zu sagen. Ich konnte bei einem so breiten Spektrum an Projekten mitarbeiten, von den Wasserkraftprojekten an der Grimsel bis zu Felssicherungen. Viele spannende Kalkulationen hatte ich sicher mit Ruedi Degelo im Bereich der Felssicherung. Auch der Neubau der Stanserhornbahn gehört zu den Highlights.

Walter Murer
Walter mit seiner Frau Rita auf Neuseeland

Inwiefern hat sich der Beruf über deine Laufbahn verändert?

Die Grundsätze des Bauens bleiben gleich, aber die Hilfsmittel sind besser geworden und ermöglichen eine höhere Leistung. Früher hatte man viel mehr Spielraum beim Kalkulieren. Heute wird mehr optimiert, beispielsweise werden Akkordarbeiter in Teilbereichen eingesetzt. Der Preisdruck hat sicher zugenommen. Mittlerweile verfügen wir für jede Arbeit über ein spezialisiertes Inventar. Wenn man heute mit einer nicht optimalen Maschine einen Auftrag ausführen will, hat man keine Chance mehr, dabei Geld zu verdienen.

Im September hat für dich mit der Pensionierung ein neuer Abschnitt begonnen. Wofür nutzt du die zusätzliche Zeit?

Nach meiner Pensionierung habe ich regelmässiger mit dem Mountainbiking begonnen. Ich habe mir ein E-Bike gekauft und nutze das nun stark. Zugleich gehe ich mit meiner Frau Rita oder mit Kollegen oft wandern. Rund um unser Haus stehen viele Aufgaben an, die ich in den letzten Jahren schon etwas vor mir hergeschoben habe. Nun habe ich auch vor, vermehrt zu reisen. Darauf freue ich mich. Anfang 2020 war ich noch in Australien und Neuseeland. Nun kommt da natürlich gerade die Pandemie in die Quere. Aber ich muss schon sagen, es geht mir sehr gut.

Besten Dank für das Gespräch, Walti.

Pascal Limacher

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