Hanspeter Bonetti
1982 stiess Hanspeter Bonetti (63) zu den Maurerlehrhallen Sursee, die er während den letzten 18 Jahren als Präsident führte. Per Ende 2019 gab der Urner sein Amt ab. Im Interview mit Daniel Schwab blickt er zurück.
Daniel Schwab: Hanspeter Bonetti, Sie haben sich 38 Jahre für die Maurerlehrhallen Sursee engagiert. Warum hören Sie jetzt auf?
Hanspeter Bonetti: Ich denke, es ist an der Zeit, dass wieder jüngere Kräfte mit frischen Ideen ans Ruder kommen. Abgesehen davon ist jetzt sicher ein guter Moment zum Aufhören. Wir haben ein tolles Team in der Kurskommission wie auch im Vorstand. Und in der Person von Bruno Jud habe ich einen würdigen Nachfolger als Präsidenten gefunden. Kurz: Der Laden läuft. Und ich bin überzeugt, dass dies auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten so sein wird.
Welches waren die schönsten Momente in Ihrer langen MLS-Laufbahn?
Zu den schönsten Momenten gehören zweifellos die QV-Feiern. Das Strahlen in den Augen der jungen Berufsleute und ihrer Angehörigen zu sehen, ist ein wunderbares Gefühl. Sehr schön war auch die letzte GV der Maurerlehrhallen. Als ich da auf der Leinwand eine Zusammenfassung meiner Tätigkeiten sah, kamen viele schöne Erinnerungen hoch. Dass ich dann auch noch zum Ehrenmitglied gewählt wurde, hat mich tief berührt.
Was nehmen Sie sonst noch an positiven Erinnerungen mit?
Die Begeisterung, mit der das ganze MLS-Team inklusive Kurskommissionsmitglieder und Vorstand täglich ihre Arbeit verrichtete. Diese Leidenschaft färbte letztlich auch auf die Jungen ab. Oder der Austausch mit den anderen Senkel- Experten. Da treffen Zentralschweizer auf Basler und Bündner. Draussen sind viele von uns harte Konkurrenten. In Sursee hingegen legt man den Mantel ab und stellt sich gemeinsam in den Dienst des Berufsnachwuchses.
Die Maurerlehrhallen und der Campus Sursee haben sich in den letzten 38 Jahren enorm weiterentwickelt. Welches waren aus Ihrer Sicht die Meilensteine?
Ein wichtiger Entwicklungsschritt erfolgte im Jahr 2006, als wir in Sursee die Hallen kaufen konnten. Danach wurden die Maurerlehrhallen fast jährlich modernisiert. Meilensteine waren auch die Erweiterung der Anlage durch den Kauf eines Schulhauses mit sechs Schulzimmern und einer zusätzlichen Halle sowie der Neubau der Lehrlingsunterkünfte mit 200 Zimmern, wodurch wir den Lernenden heute eine hervorragende Infrastruktur zur Verfügung stellen können. Zudem montierten wir vor zwei Jahren auf dem Dach eine grosse Solaranlage, mit der wir heute unseren Stromverbrauch praktisch zu 100 Prozent abdecken können.
Warum dieses grosse Engagement für den Nachwuchs?
Einer der Auslöser war sicher meine eigene Lehrzeit. Ich hatte einen super Polier, von dem ich sehr viel profitiert habe. Ich war ein guter Lehrling, durfte sogar an den Schweizer Meisterschaften der Maurer teilnehmen und wurde dort Dritter. Danach wollte ich mein Wissen und meine Erfahrung unbedingt an die Jungen weitergeben. Abgesehen davon bekommt man auch sehr viel zurück, wenn man Lernende ausbildet.
Was zum Beispiel?
Es macht einfach Freude, zu sehen, wie sich die Lernenden über die drei Lehrjahre entwickeln. Wenn man sie dann ans Ziel bringt und sie dir dafür ihre Dankbarkeit ausdrücken, ist das ein gutes Gefühl. Oder wenn man ihnen einen Trick beibringen kann, den sie später im Alltag anwenden können. Das vergessen sie dir nie.
Dennoch ist die Zahl der Lernenden seit einigen Jahren rückläufig. Wo liegt das Hauptproblem?
In der heutigen Gesellschaft geht es nur noch um eines: Profit! Wir sind alle praktisch nonstop auf Nadeln. Das tut unserem Gewerbe nicht gut. Wir müssen den finanziellen Druck auf ein normales Mass reduzieren. Weniger wäre oft mehr. Dann haben die Betriebe auch die Möglichkeit, sich wieder stärker um die Jungen zu kümmern. Am besten wäre in meinen Augen ein Götti-Prinzip. Das heisst, dass jeder Lernende von einer erfahrenen Fachperson begleitet wird. Dadurch steigt auch die Freude an der Arbeit. Denn für mich ist klar: Der Maurerberuf ist einer der schönsten überhaupt. In kaum einem anderen Beruf sieht man am Ende des Tages so gut, was man geleistet hat. Die Arbeit ist greifbar und macht die Jungen stolz.
Was machen Sie mit der nun frei werdenden Zeit?
Ich werde sicher noch drei, vier Jahre bei Gasser Felstechnik weiterarbeiten. Darüber hinaus mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Ich werde mich auf jeden Fall vermehrt der Familie und meinem neuen Hobby, den Modellhelikoptern, widmen. Klar ist: Langweilig wird mir auf keinen Fall.
Daniel Schwab