Sandweidli, Lauterbrunnen (BE)
Für die Kraftwerk Sousbach AG bauen wir nahe Lauterbrunnen (BE) ein Wasserkraftwerk, welches rund 6’700 Haushalte mit nachhaltiger Energie versorgen wird. Knapp 50 Mio. Franken wird in die erwartete jährliche Energieproduktion von 30.6 Gigawattstunden investiert.
Eine gut zwölfjährige Planungsphase war nötig, um das Wasserkraftpotenzial des Sousbachs, zwischen «Schluuchi» unterhalb des Souslägers und dem Sandweidli, zu planen, bevor im August 2020 mit den Bauarbeiten gestartet werden konnte. Dabei wurde ein Wasserkraftprojekt entwickelt, welches alle umweltrechtlichen Anforderungen erfüllt. Der Kanton Bern erteilte im November 2018 die Wassernutzungskonzession und im Juli 2020 wurde das Baugesuch genehmigt. Die Kraftwerk Sousbach AG, welche für den Bau und späteren Betrieb des Kraftwerks verantwortlich ist, wurde von den Projektpartnern BKW und EWL Genossenschaft gegründet.

Das Projekt
Den Startpunkt der Energieproduktion bildet die Wasserfassung im Sousläger, welche nicht einsehbar in einer Felsmulde erstellt wird und das Wasser in eine Druckleitung übergibt. Der Hauptbestandteil des Bauvorhabens macht das knapp 3 km lange Schacht-Stollen-System aus. Mittels konventionellen Sprengvortriebs werden zwei Stollen von 833 m und 1’723 m Länge aufgefahren. Die beiden Stollenabschnitte weisen je 20 % Neigung und Ausbruchquerschnitte von 11.60 m2 beziehungsweise 13.38 m2 auf. Weiter wird durch die Marti GmbH Österreich ein knapp 400 m tiefer Vertikalschacht im Raise Boring-Verfahren erstellt, welcher die zwei Stollen miteinander verbindet. Die Kraftwerkszentrale, die mit einer Pelton-Turbine ausgerüstet wird, hat ihren Standort im Weiler Sandweidli und wird als gewöhnlicher Hochbau realisiert.

Installationen beim Portal Sandweidli
Bevor mit dem Vortrieb gestartet werden konnte, waren ab Mitte August umfangreiche Installationen und Vorarbeiten nötig. Nachdem die Zufahrt zum Portalbereich für unsere Maschinen möglich gemacht wurde, folgten dort Sicherungsmassnahmen. Unsere Spezialisten für Felssicherungen begannen mit dem Bau eines 20 m langen Murgangnetzes oberhalb des Portals. Zur gleichen Zeit haben wir massive Fundamente betoniert, auf welche eine provisorische Brücke als Baustellenzufahrt gelegt wurde. Die von unserem Betriebscenter als Stahlkonstruktion hergestellte Brücke weist eine Spannweite von 28 m und eine Traglast von 40 t auf und konnte mit einem 160 t-Pneukran erfolgreich montiert werden. Mitte September starteten wir schliesslich mit dem Voreinschnitt.

Sprengvortrieb des Rohrstollens
Am 8. Oktober konnte der Vortrieb des Rohrstollens in Angriff genommen werden. Die ersten Tunnelmeter lagen im Lockergestein, so setzten wir auf den Rohrschirmvortrieb. Dafür bohrten unsere Mineure 17 je 15 m lange Rohre ins Erdreich und gossen diese mit rund 12 t Zement aus. Im Schutze des Rohrschirms wurden die ersten Tunnelmeter im Lockergestein ausgebrochen, bis wir nach 5.5 m das erste Mal auf Fels gestossen sind. Dieser Fels sollte noch so manche geologischen Tücken bergen – dazu in einer späteren Ausgabe mehr.
Technische Daten
Rohrstollen I 833 m
Rohrstollen II 1’723 m
Neigung 20 %
Adrian Burlon