Abendbergstollen, Erlenbach im Simmental (BE)
Der Abendbergstollen leitet das Triebwasser des Wasserkraftwerkes Erlenbach im Freispiegel von der Fassung bis in den Ägelsee. Am 11. August 2018 wurde am Auslauf in den See ein kurzer Unterbruch beobachtet. Das nachfliessende Stollenwasser war schwarz getrübt.
In der Folge wurden mehrere Kontrollen zur Abklärung der Ursache, zur Schadenaufnahme und schliesslich zur Planung der Instandsetzung durchgeführt. Der Zulaufstollen hat eine Kapazität von rund 6.5 m3/s und ist 4’957 m lang. Im nicht ausgebauten Teil ist ein Torbogenprofil ausgebrochen, im ausgebauten Teil ein Kreisprofil mit einem Durchmesser von 2 m und einer 1 m breiten Sohle. Der Querschnitt im Endausbau beträgt 3.15 bis 4.6 m2. Der erforderliche hydraulische Fliessquerschnitt für den Betrieb ist mit dem Niederbruch und den Ablagerungen im Zuleitungsstollen nicht mehr gegeben.
Folgende Massnahmen sind erforderlich, damit der Zuleitungsstollen wieder sicher in Betrieb genommen werden kann:
- Wiederherstellen des hydraulischen Fliessquerschnitts mittels Durchfahren oder Umfahren des Niederbruchs
- Verfüllen des entstandenen Hohlraums
- Entfernen der Ablagerungen
- Zustandskontrollen
20 m Niederbruch
Der Niederbruch erfolgte zwischen Stollenmeter 3’069.7 und 3’089 im mit Spritzbeton gesicherten Bereich. Er ist rund 20 m lang. Vor und hinter der Niederbruchstelle ist der Stollen mit einem Kreisprofil ausgebaut, diese begrenzen den Niederbruch. Dieser Stollenabschnitt wurde von unten ausgebrochen und ausgebaut. Gewisse Bereiche wurden 1970 mit Zement, Bentonit und Sand injiziert. Gemäss geologischem Bericht handelt es sich beim Niederbruch «um schwarze, lehmige und kalkige Mergelschiefer des Doggers (Mytilus-Schichten), welche tektonisch stark beansprucht worden sind.» Im Niederbruchperimeter sind grössere Hohlräume entstanden, welche bei den durchgeführten Begehungen jedoch aus Sicherheitsgründen nicht genauer beurteilt werden konnten. Das Niederbruchvolumen wird aufgrund der Ablagerungen im Stollen auf 275 m3/ fest geschätzt.
Dringender Handlungsbedarf
Das Niederbruchmaterial wurde teilweise mit dem Triebwasser transportiert und über eine Strecke von etwa 1 km abgelagert. Aufgrund dieses «Geschiebetransports» erfolgte eine Ausbildung einer kompakten Deckschicht, welche das Lösen des Materials möglicherweise erschwert. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die entstandenen Hohlräume weiter ausweiten, wird vom Geologen als hoch eingestuft. Weitere Folgeschäden sind möglich. Aus geologischen Gründen liegt somit ein dringender Handlungsbedarf vor, die Instandsetzung des Abendbergstollens möglichst zeitnah durchzuführen.
Umfahrungsstollen
Grundsätzlich standen zwei Sanierungsvarianten zur Auswahl: Umfahrungsstollen oder Durchfahren des Niederbruchs. Bei einem Umfahrungsstollen sind die Risiken im Bereich Geologie und Arbeitssicherheit geringer und besser abschätzbar als bei der Instandstellung der beschädigten Stollenstrecke mittels Durchfahren. Über die Instandsetzungsmassnahmen für die Simmentaler Kraftwerke AG werden wir in der nächsten Ausgabe berichten.
Curzio Tonella