KW Sousbach, Lauterbrunnen (BE)
Das Grossprojekt KW Sousbach umfasst neben zwei steigenden Rohrstollen einen knapp 380 m tiefen Lotschacht. Die Sicherung des Schachts stellt einige Herausforderungen an unser Team.
Unliebsame geologische Überraschungen verfolgen das Wasserkraftprojekt am Sousbach schon durch die gesamte Bauzeit. Gemeinsam mit Planern, Bauleitung und Bauherrschaft waren wir immer wieder gefordert, neue Lösungen zu finden. So wurde der Lotschacht im Jahr 2021 auf Basis der Erkenntnisse einer Sondierbohrung planerisch weiter in den Berg hinein verlegt und dort durch die Marti GmbH Österreich im Raise-Boring-Verfahren erstellt. Doch auch dort präsentiert sich die Geologie ungünstiger als erwartet. Der 380 m tiefe Lotschacht muss deshalb von oben nach unten händisch gesichert werden.
Schachtbühne mit drei Ebenen
Diese Sicherungsarbeiten werden von uns von einer Schachtbühne aus durchgeführt, welche durch die Gasser Engineering AG geplant und von unserem Betriebscenter hergestellt wurde. Da der Lotschacht mit 2.13 m Durchmesser sehr wenig Platz bietet, gestalten sich die Sicherungsarbeiten aufwendig. Die Schachtbühne selbst hat einen Durchmesser von 1.73 m, ist an drei Litzen befestigt und besteht aus drei Ebenen. Die oberste Ebene dient zum Umsteigen. Von dort gelangen die Mineure mit einem Personenkorb, betrieben über eine Windenanlage, zur Schachtkopfkaverne. Auf der mittleren Ebene befinden sich technische Installationen. Auf der dritten und untersten Ebene arbeiten unsere Mitarbeitenden. Für die Sicherungsarbeiten kann diese Arbeitsebene hydraulisch in der Höhe verstellt werden.
Sicherungstypen
Aufgrund von Kamerabefahrungen und einer Gamma-Ray-Messung wurde der Schacht geologisch eingeteilt und verschiedene Sicherungstypen festgelegt. Wir sichern den Lotschacht in sechs unterschiedlichen Sicherungsarten. Der Sicherungstyp 1 für gute Geologie umfasst 10 cm Spritzbeton sowie alle 10 m zwei Klebeanker mit einer Länge von 0.8 m. Am anderen Ende der Skala gestaltet sich der Sicherungstyp 6 einiges aufwendiger. Dieser besteht aus 15 cm Spritzbeton, alle 1.5 m sechs Klebeankern mit einer Länge von 1.2 m und einem Kohlefaser-Gitter als Armierung.
Ausführung der Schachtverkleidung
Der Spritzbeton für die Verkleidung wird von unseren zwei Silos aus, welche in der Schachtkopfkaverne installiert sind, über eine Fallleitung zur Arbeitsebene befördert. Auf der Arbeitsebene tragen wir den Spritzbeton händisch auf. Selbstverständlich muss vor dem Applizieren immer die Stärke der Spritzbetonschale mittels kleiner eingebohrter Eisen markiert werden. Die Anker mit ⌀ 25 mm werden mit einem Handbohrhammer gebohrt und mit Kunstharzpatronen eingeklebt. Das Bergwasser wird mit Halbschalen und Noppenfolien gefasst und in zwei Fallleitungen abgeführt. Zuletzt beschäftigte ein 300 m3 grosser Ausbruch auf einer Tiefe von 240 bis 255 m unsere Spezialisten. In diesem Bereich setzten wir Liner Plates zur Schachtsicherung ein.
Technische Daten
Stahlanker 0.8 m 116 Stk.
Stahlanker 1.2 m 40 Stk.
Armierungsgitter 224 m2
Spritzbeton 400 m3
Liner-Plates-Ringe 91 Stk.
Adrian Burlon
