Via Barcone, Ronco sopra Ascona (TI)
Inmitten des Dorfes Ronco sopra Ascona (TI) realisieren wir aus einer Hand (A1H) eine unterirdische Erschliessung der zwei Häuser Xenia und Aurinko. Der Zugangsstollen hat eine Länge von 45 m, die beiden Liftschächte eine Höhe von 32 m beziehungsweise 14 m.
Seit mittlerweile Juni 2018 begleitet uns das Projekt der Bauherrschaft Stöckli. Der Baugrund besteht ausschliesslich aus sandig-kiesigem Boden. Es handelt sich dabei um ein Gemisch von Moräne und Hangschutt. Die obersten zwei Meter bestehen aus künstlichen Auffüllungen. Bestehende Gebäude grenzen unmittelbar an die unterirdischen Bauwerke an. Somit muss die Ausbruchsicherung im Stollen, bestehend aus Spiessen, Stahleinbau, Bewehrung und Spritzbeton, die entstehenden Kräfte aufnehmen können, ohne dass Setzungen entstehen, welche fatale Auswirkungen auf die Umgebung hätten. Bei den Vortriebsarbeiten muss daher sehr sensibel vorgegangen werden, damit der heterogene sandige Boden nicht gestört wird.
Unterschiedliche Liftschächte
Durch das Auftreten von grösseren Findlingen konnte kein Marciavanti-Vortrieb ausgeführt werden. Die vorauseilende Sicherung wurde daher mit injizierten Selbstbohrankern ausgeführt. Der hohe Vertikalschacht Xenia wird wegen dem grossen Erddruck mit rundem Querschnitt ausgeführt. Die Ausbruchsicherung besteht aus Gitterbögen, Bewehrungsnetzen und Spritzbeton. Um sofort auf Wassereinbrüche und wechselnde Geologie reagieren zu können, erfolgt die Ausbruchsicherung mit Trockenspritzbeton ab Silo. Beim niedrigeren Schacht Aurinko muss wegen den beengten Platzverhältnissen jeder Zentimeter eingespart werden. Der Schacht wird daher in einem viereckigen Grundriss ausgebrochen. Der Ausbruchquerschnitt beträgt lediglich 6.5 m2. Als Sicherung werden Träger HEB 160 mit Bewehrungsnetzen und Spritzbeton eingesetzt.
Überwachung und Logistik
Die Überwachung der Umgebung auf Bodenbewegungen wird mit geodätischer Vermessung und durch einen Inklinometer sichergestellt. Bei den anliegenden Gebäuden wurden vorgängig Risskontrollen durchgeführt. Dank dem massiven Einsatz der erwähnten Sicherungsmittel und der sensiblen Arbeitsweise unserer Mineure konnten die Ausbrucharbeiten bisher ohne Konvergenzen und Setzungen ausgeführt werden. Als zusätzlich herausfordernd gestaltete sich die Baustellenlogistik. Sämtliche Strassen zum und ab Ortskern von Ronco haben eine Gewichtsbeschränkung, entsprechend müssten sämtliche Transporte detailliert geplant und allenfalls aufgeteilt respektive umgeladen werden. Die Gemeindeverwaltung hat zusätzlich zeitliche Fenster für Transporte und Arbeiten vorgegeben.
Ästhetik im Fokus
Als bekannter Architekt legt Josef Stöckli grossen Wert auf die Ästhetik des neuen Bauwerks. Alle Zu- und Ausgänge werden in die bestehende Umgebung integriert und mit den traditionellen Tessiner Natursteinmauerwerken verkleidet. Die vorgegebenen Rahmenbedingungen wurden so gut wie möglich umgesetzt, was in Anbetracht des Lockergesteinvortriebs nicht so einfach ist. So müssen Ausbrüche ausserhalb des Normalprofils mit starken Sicherungsmitteln und mit Auswechslungen gegenüber dem vorhandenen Stahleinbau abgestützt werden. Das geologisch herausfordernde Projekt reiht sich ein in unser Portfolio an erfolgreich aus einer Hand geplanten und realisierten unterirdischen Gebäudeerschliessungen.
Hans-Matthias Liechti / Curzio Tonella