Gasser Felstechnik Logo

Umfassende Stützmauersanierungen für die Zentralbahn

Bahnstrecke Giswil – Kaiserstuhl (OW)

In einer ARGE mit Implenia führten wir vier Lose der umfassenden Sanierung der Bahnstrecke zwischen Giswil und Kaiserstuhl aus. Unser Team arbeitete an zwölf verschiedenen Objekten vor und während einer Totalsperre, dabei stand die Sanierung von Stützmauern aus Natursteinen im Vordergrund.

Im Zusammenhang mit dem Nationalstrassenprojekt N8 muss im Bereich des Südportals des neuen Strassentunnels Kaiserstuhl das Trassee der Zentralbahn verlegt werden. Hierfür war eine Totalsperre notwendig. Um diese Sperrung optimal zu nutzen, wurden gleichzeitig weitere Abschnitte der Bahnlinie mit mehreren Brücken zwischen Giswil und Lungern saniert. In einer ARGE mit Implenia gewannen wir bei diesem Auftrag die Lose 1 bis 4. Diese umfassten für uns mehrere Objekte auf der rund 2.5 km langen Strecke zwischen den Bahnhöfen Giswil und Kaiserstuhl (vergl. Übersichtskarte). Für die komplexen Arbeiten musste der Abschnitt zwischen Giswil und Meiringen vom 2. Oktober bis 9. Dezember 2023 vollständig gesperrt werden.

Anspruchsvolle Rahmenbedingungen

Es war eine definitiv nicht alltägliche Baustelle, so viel sei vorweggesagt. Das Trassee der Zentralbahn verläuft zwischen Giswil und Kaiserstuhl in steilem, unwegsamem Gelände – die Schmalspurbahn verkehrt hier mittels Zahnrad. Entsprechend waren wir logistisch gefordert. Dies in einem Umfeld, in dem einige weitere Bauunternehmen die benachbarten Lose zeitgleich ausführten. Auch für unsere ARGE galt es, eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsgattungen des Spezialtiefbaus und des konstruktiven Ingenieurbaus auszuführen. Die parallel laufenden Bauvorhaben waren komplex, die Zeitspanne für die Ausführung sehr kurz. Typische Voraussetzungen für eine Baustelle also, welche wichtige öffentliche Verkehrsinfrastruktur betrifft.

Viel Koordination ist gefragt
Viel Koordination ist gefragt

Vorbereitung ist die halbe Miete

So nutzten wir mit ARGE-Partnerin Implenia bereits die verfügbare Zeit vor der Totalsperre der Bahnlinie, um Herausforderungen in einer detaillierten Arbeitsvorbereitung zu erkennen sowie bereits möglichst viele Vorarbeiten umzusetzen. Insbesondere legten wir Wert auf eine intelligent geplante Baustelleninstallation, welche für die Teams optimale Arbeitsvoraussetzungen schuf. Schon mehrere Wochen im Vornherein brachten wir verschiedene Baumaschinen auf Platz, mit welchen wir in Zusammenarbeit mit Implenia Zugänge und Installationsplätze erstellten. Im teilweise sehr steilen Gelände setzten wir hierfür Schreitbagger und Palisaden ein.

Knappe Platzverhältnisse auf der Zahnradstrecke
Knappe Platzverhältnisse auf der Zahnradstrecke

Stützwerksanierung unter Bahnbetrieb

Ebenfalls noch vor der Totalsperre konnten wir mit zwei Objekten in der Nähe des Bahnhofs Giswil anfangen. Unser Spezialtiefbauteam hat dort bestehende Stützmauern des Bahntrassees im Pilgerschrittverfahren rückgebaut und temporär mittels Litzenankern, Stabankern und Spritzbeton gesichert. Die Bahnlinie stand dabei unter Betrieb. Damit die Geleise nicht absackten, galt es, die Aushärtungszeiten der Litzenanker strikt zu beachten. Die Geleise wurden dabei stets messtechnisch überwacht. Danach führten wir die permanente Sicherung in Form von vorinjizierten Pfählen und permanenten Stabankern aus. Sämtliche Arbeiten wurden mit dem verrohrten Bohrsystem umgesetzt. Nach der Böschungssicherung war die neue Stützmauer zu betonieren und mit Natursteinen vorzumauern.

Verrohrte Bohrung für Böschungssicherung
Verrohrte Bohrung für Böschungssicherung

Nachtarbeiten vom Geleise aus

Nicht bei allen Objekten war der Zugang gewährleistet. Die Zentralbahn stellte uns dort Bahntransporte in der Nacht zur Verfügung, mit welchen das Bohrinventar und das zu verbauende Material herbeigeschafft wurden. Nun waren wir bereit, mit den Nachtarbeiten zu beginnen, welche noch vor der Totalsperre auszuführen waren. An mehreren Stellen waren Natursteinmauern zu sanieren oder permanente Baugrubensicherungen auszuführen. Im anspruchsvollen Gelände arbeiteten wir mit einem Schreitbagger und statteten ihn mit einer Bohrlafette aus, um permanente Verankerungen zu bohren. Die Geologie präsentierte sich dabei teilweise schlechter als erwartet. Im Bereich einer neu zu erstellenden Brücke führten wir permanente Baugrubensicherungen aus.

Ankerarbeiten mit dem Schreitbagger vom Trassee aus
Ankerarbeiten mit dem Schreitbagger vom Trassee aus

Hohes Tempo während der Totalsperre

Am Montag, 2. Oktober, folgte die Totalsperre der Bahnstrecke. An mehreren Abschnitten gleichzeitig standen unsere Spezialisten im Einsatz. Wir sanierten weitere Natursteinmauern an der Bahnstrecke: (Teil-)Rückbau, Mauerkronen oder gesamte Stützmauern in Ortbeton, Felsabträge, permanente Nagelwände, Entwässerungsbohrungen, Blocksatzverbau und Vormauern mit Natursteinen waren Bestandteile der vielfältigen Bauarbeiten. Besonders aufwendig war dabei eine rund 110 m lange Natursteinstützmauer in etwa der Streckenmitte. Für 250 permanente Ripinox-Anker wurde die Mauer jeweils vorgebohrt, der Anker versetzt und mit Injektionsmörtel ummantelt. Weitere 30 verrohrte Bohrungen zwischen 2 bis 8 m wurden mit einem Filterrohr zur Entwässerung ausgestattet. Im Bereich von zwei neu zu erstellenden Brücken haben wir zwölf vorinjizierte Mikropfähle gebohrt und versetzt. Der Zeitdruck war dabei gross, da unter- und oberhalb unserer Objekte anschliessend eine Brücke und ein Bachdurchlass durch Implenia erstellt werden mussten und somit der Zugang zu unseren Arbeitsstellen dann abgeschnitten war. Da in gewissen Bereichen Fels beim Aushub zum Vorschein kam, wurden die Ressourcen für diese Objekte von Implenia und uns stark hochgeschraubt.

Neben den Spezialtiefbauarbeiten haben wir auch Tiefbau- und Betonarbeiten ausgeführt. Wir erstellten eine Rohplanie, versetzten darauf 28 vorgefertigte Betonelemente, betonierten deren Zwischenräume sowie eine Bodenplatte.  In der Nachtschicht wurden die Betonelemente versetzt und durch den Tag führten wir die Betonarbeiten aus. Zudem wurden 1’400 m Naturstein-Fugensanierungen ausgeführt.

Flexibel Probleme lösen

Uns eilt der Ruf voraus, beim Bau auftretende Probleme pragmatisch und flexibel zu lösen. Dass wir diesem Anspruch gerecht werden, durften wir beim Objekt Stützmauer Kaiserstuhl unter Beweis stellen: Beim Abbruch der Natursteinmauer stellte sich nämlich heraus, dass der anstehende Fels äusserst verwittert ist. Nach einigen Rücksprachen transportierten wir unplanmässig ein zusätzliches Bohrgerät und eine Spritzbetonausrüstung an und sicherten den Felsen im Pilgerschrittverfahren. Natürlich galt es trotz Zusatzarbeiten das zwingende Terminprogramm der Bahn einzuhalten. So haben wir zusätzliches Personal eingeplant und Geräte umdisponiert. Dass dabei ein starker Teamspirit matchentscheidend ist, hat sich auch auf dieser Baustelle wiederum gezeigt. Unsere sehr motivierten und gut ausgebildeten Teams haben überzeugende Arbeit geleistet und das Bauprogramm mit ihrem Einsatz auf Kurs gehalten.

Technische Daten
Stützmauersanierung: 1’408 m2
Permanente Stabanker: 225 Stk.
Ripinox-Anker: 250 Stk.
Litzenanker: 38 Stk.
Mikropfähle: 46 Stk.
Betonelemente: 28 Stk.
Beton: 280 m3

Benjamin von Ah

Teilen

Vorheriger Beitrag

Nächster Beitrag

M

Ihre Ansprechpartner

Hier finden Sie die Kontaktdaten der leitenden Spezialisten aus unseren fünf Kernkompetenzen:

Zentrale

+41 41 679 77 77

r

Notfall (24h)

+41 79 268 77 77

Hauptsitz

Gasser Felstechnik AG
Walchistrasse 30
CH-6078 Lungern