Gasser Felstechnik Logo

«Der Handwerker wird ein fester Bestandteil auf dem Bau bleiben»

Arnold Neiger

Zwölf Jahre lang begleitete Arnold «Noldi» Neiger unsere Maurer-Lernenden auf ihrem Ausbildungsweg. Mit 69 Jahren übergibt Noldi seine Maurertruppe an Marcel Stössel, Leiter Bauservice.

Sebastian Gasser: Noldi, du bist seit 1993 in der Gasser Felstechnik AG tätig gewesen. Wie hast du diese Zeit erlebt? Was hast du gemacht?

Arnold Neiger: Ich bin 18 Jahre lang als Polier auf unseren Baustellen tätig gewesen, unter anderem auf der Baustelle am Chapf (oberhalb von Innertkirchen an der Grimselpassstrasse), der grössten Sicherheitssprengung der Schweiz. Mit dem Übertritt in das FAR half ich im technischen Büro aus, machte Führungen im Brünig Park und betreute unsere Maurer- und Schnupper-Lernenden.

Arnold Neiger
Vorbereitung auf die Abschlussprüfung

Das Messband wurde durch das Tachymeter ersetzt. Was hat sich während dieser Zeit noch auf dem Bau verändert?

Auf meiner ersten Baustelle bei Gassers habe ich einen Flächenlaser erhalten. Dieses Gerät war für mich neu und erleichterte meine Arbeiten immens. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Technologie im Baugewerbe, besonders in der Planung und Mechanisierung, rasant weiter. Auch im ökologischen Bereich hat sich viel verändert. Früher haben wir unsere Bauabfälle für die Hinterfüllungen der Neubauten verwendet und teilweise verbrannt. Dies wäre heute undenkbar.

Seit 2008 zeigst du unseren Lernenden, wie man einen Hammer hält und die Kelle schwingt. Was beinhaltete dein Aufgabenbereich noch?

Während meiner Zeit als Ausbilder habe ich 24 Maurer erfolgreich durch ihre Ausbildung begleitet. Ich war zuständig für die Theoriekenntnisse wie Berufskunde, Fachrechnen und -zeichnen, aber auch für ihr handwerkliches Geschick in Form der praktischen Prüfungsvorbereitung. Die Besuche unserer Lernenden während der sechs Übungskurse in den Maurerlehrhallen Sursee und die Teilnahme an der Lehrabschlussfeier gehörten auch in meinen Aufgabenbereich.

Hand aufs Herz: Wir gehen davon aus, dass es herausfordernd sein kann, mit jungen Leuten zu arbeiten. Sie hatten bestimmt viel anderes im Kopf?

Mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten, ist eine schöne Herausforderung, denn im Grossen und Ganzen waren unsere Lernenden fleissig. Die Zahnarzttermine häuften sich jedoch überdurchschnittlich am Abgabetag der Lerndokumentation – früher Arbeitstagebuch (schmunzelt).

Im Allgemeinen sagt man, dass die Jungen fauler und vorlauter geworden seien. Was hältst du von diesen Vorurteilen?

Ich habe eine Veränderung der Lernenden im Bereich der Eigeninitiative wahrgenommen. Sie hat meiner Meinung nach abgenommen. Dies äussert sich, indem sie viel schneller mit einer durchschnittlichen Leistung zufrieden sind. Ich musste auch feststellen, dass sie viel Zeit in ihre Online-Tätigkeiten investieren. Anstand und Respekt unter den Lernenden sind aber ständig vorhanden gewesen.

Kannst du uns eine amüsante Anekdote aus deiner Ausbilderzeit erzählen?

Ja, da kommt mir eine amüsante Erinnerung an unseren heutigen IT-Leiter in den Sinn. Er befand sich damals noch in der Grundausbildung und nahm an der Projektwoche der Lernenden auf der Alp Egg teil. Dort hat ihm die körperliche Holzerarbeit so gut gefallen, dass er eine volle Woche damit verbrachte, Holzscheite zu spalten und Feuer zu machen. Jeden Tag entwickelte er seine technischen Holzerfähigkeiten weiter, und so stand er Ende Woche zufrieden vor einer grossen Holzbeige.

Arnold Neiger
Büroarbeit

Wie sieht deiner Meinung nach die Ausbildung zum Maurer in zehn Jahren aus? Gibt es zukünftig einen Fachmann, eine Fachfrau Bautechnologie HB / TB?

Der technologische Fortschritt wird der Baubranche weitere Veränderungen bringen. Der eigentliche Handwerker wird jedoch weiterhin ein fester Bestandteil auf dem Bau bleiben, wobei sich die Ausbildung des Maurers im Bereich des digitalen Wandels erweitern wird. Ich kann mir vorstellen, dass der ehemalige technische Allrounder mit Fähigkeiten im Bereich Gipsen, Überzüge und Dämmungsarbeiten leider verschwinden wird.

«Deine» Lernenden haben sich in alle Richtungen weiterentwickelt. Wie ist es für dich, diese verschiedenen Entwicklungen wahrzunehmen?

Mich erfüllen ihre Entwicklungen mit Stolz. Bei Einzelnen hatte ich Bedenken, dass sie ihr Qualifikationsverfahren (LAP) bestehen würden, und nun sind sie gute Vorarbeiter, Poliere und sogar Bauführer (lacht und zeigt auf einen Ordner eines ehemaligen Lernenden). Ich verfüge von jedem meiner Lernenden über einen individuell zusammengestellten Ordner mit Jahresplanungen, Lerneinheiten, Anwesenheitsliste und Prüfungsergebnissen.

Es ist ein grosser Schritt Richtung Pension. Hast du einen Bauplan für deine Zukunft skizziert?

Mir wird es bestimmt nicht langweilig, denn ich habe sechs Grosskinder. Alle treiben aktiv Sport und müssen regelmässig «kutschiert» werden. Des Weiteren koche ich gerne und verbringe viel Zeit mit meiner Frau in unserer Alphütte.

Noldi, wir danken dir für deinen unermüdlichen Einsatz zugunsten unserer Lernenden! Sie werden deine praxisbezogenen Maurerobjekte und gehaltvollen Lernordner vermissen. Wir wünschen dir alles Gute.

Sebastian Gasser

Teilen

Vorheriger Beitrag

Nächster Beitrag

M

Ihre Ansprechpartner

Hier finden Sie die Kontaktdaten der leitenden Spezialisten aus unseren fünf Kernkompetenzen:

Zentrale

+41 41 679 77 77

r

Notfall (24h)

+41 79 268 77 77

Hauptsitz

Gasser Felstechnik AG
Walchistrasse 30
CH-6078 Lungern