Giessbach- und Chüebalmtunnel, Brienz (BE)
Im Zuge der Gesamtsanierung eines Autobahnabschnittes der A8 wurden wir mit der Erstellung von horizontalen Zielbohrungen beauftragt.
In den beiden Strassentunnel Giessbach und Chüebalm der A8 zwischen Interlaken-Ost und Brienz (BE) wurden aufgrund neuerer Sicherheitsvorschriften Löschwassernischen erstellt. Die Hauptleitung des Löschwassers befindet sich jedoch im parallel verlaufenden Sicherheitsstollen. Um die Leitungsverbindungen zwischen Tunnel und Sicherheitsstollen herzustellen, waren insgesamt 18 Bohrungen mit einem Durchmesser von 290 mm und einer Länge von bis zu 45 m erforderlich.
Niedrige Bohrtoleranz
Die grösste Herausforderung dieses Projektes bestand in den vorgegebenen Bohrtoleranzen. Da die Druckleitungen im Sicherheitsstollen bereits montiert und in Betrieb waren, galt es die maximale Abweichung von lediglich einem Grad zwingend einzuhalten. Diese Vorgabe verlangte von uns, bei einer im Regelfall 22 m langen Bohrung den Stollen innerhalb eines Kreises von lediglich 75 cm Durchmesser zu treffen. Bei ungünstiger Geologie mit Klüften und Wassereintritten keine leichte Aufgabe.
In Nachtarbeit
Für unser Team kam erschwerend hinzu, dass die gesamten Arbeiten während der nächtlichen Vollsperrungen der Autobahn ausgeführt werden mussten. Das gesamte Inventar wurde jede Nacht mit drei Anhängerzügen in den Tunnel geführt und die Strom-, Luft- und Wasserzufuhr neu eingerichtet. So erfolgte jeweils eine komplette Baustelleninstallation und in den frühen Morgenstunden die erneute Deinstallation. Ab 5.00 Uhr konnte die Fahrbahn jeweils wieder für den öffentlichen Verkehr freigegeben werden.
Vermessungssystem
Um die äusserst geringen Bohrtoleranzen einhalten zu können, wurde in enger Zusammenarbeit mit den Vermessungstechnikern ein adäquates Vermessungssystem ausgearbeitet. Dieses musste einfach aufgebaut und für Mehrfachinstallationen ausgelegt sein. Die Hauptaufgaben übernahmen schliesslich Fächerlaser, welche über an der rückseitigen Tunnelwand versicherte Punkte und die Lafette des Bohrgeräts eine sehr genaue Zentrierung des Bohransatzpunktes ermöglichten. Die Szenerie beim Einrichten des Bohrgeräts erinnerte ob der vielen Laser jeweils ein wenig an Star Wars.
Pilotbohrung aufweiten
Da die anstehende Geologie auf etliche Stör- und Problemzonen hindeutete, entschloss man sich, vorgängig eine Pilotbohrung mit einem Durchmesser von 165 mm auszuführen. In einem zweiten Arbeitsgang konnte dann die Pilotbohrung mit einer eigens auf die Geologie abgestimmten Aufweitungskrone auf den verlangten Durchmesser von 290 mm gebracht werden. Im selben Arbeitsgang wurden gleichzeitig die entsprechenden Stahlrohre mit einem Durchmesser von 252 mm als verlorene Bohrrohre eingezogen. Schliesslich gelang es uns, sämtliche 18 Bohrungen erfolgreich innerhalb des engen Terminplans und der ebenso engen Bohrtoleranzen an unseren Auftraggeber zu übergeben.
Technische Daten
Zielbohrungen 18 Stk.
Länge 22 – 45 m
Pilotbohrung Ø 165 mm
Aufweitungsbohrung Ø 290 mm
Peter Bichsel