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Komplexer Felsabtrag: Ausbau der Kantonsstrasse durch die Lammschlucht

Lammschlucht, Schüpfheim (LU)

Hohe Felsabträge, lange Nagelwände und Arbeiten in exponierten Hanglagen – all dies parallel und in kürzester Zeit. Für den Ausbau der Kantonsstrasse K 36 in der Entlebucher Lammschlucht mit der ARGE Chluse durften wir viel Know-how einsetzen.

Für total 74 Millionen Franken soll die sich von Schüpfheim nach Flühli hochschlängelnde Kantonsstrasse den heutigen Anforderungen angepasst werden. In drei baulich und zeitlich getrennten Abschnitten wird die Strecke begradigt und die Verkehrssicherheit erhöht. Der Schutz vor den Naturgefahren in der Lammschlucht soll verbessert werden. Dies mit dem Ziel, die stetige Erreichbarkeit von Flühli und dem beliebten Wintersportort Sörenberg sicherzustellen. Zusammen mit der PK Bau AG, der Gebr. Brun AG, der Hans Renggli Bau AG und der Sustra Tiefbau + Strassen AG dürfen wir als ARGE Chluse die Hauptarbeiten von Abschnitt 1 für den Kanton Luzern realisieren.

Die rund 600 m lange Baustelle des Abschnitts 1
Die rund 600 m lange Baustelle des Abschnitts 1

Das Projekt Abschnitt 1

Der Abschnitt 1 umfasst die Strecke vom Chlusboden bis zum Under Lammberg. Der budgetierte Kredit beträgt 26.1 Millionen Franken und wurde in der kantonalen Volksabstimmung mit über 82 Prozent Ja-Stimmen deutlich angenommen. Unsere rund 600 m lange Baustelle umfasst hauptsächlich zwei grosse Felsabträge sowie den Ersatzneubau der Chlusbodenbrücke mit den dazugehörigen Widerlagern und Kämpfern. Im nördlichen Bereich werden zudem Futtermauern erstellt, wofür wir die Baugrubensicherung ausführen konnten. Für die Naturgefahrenmassnahmen und die Felsabträge standen zwei Vollsperrungen der Kantonsstrasse zur Verfügung. In dieser Zeit rollte der Verkehr einspurig über die alte Flühlistrasse.

Das Projekt Abschnitt 1. Video: Kanton Luzern

Sicherung vor Naturgefahren

Die Naturgefahrenmassnahmen nördlich der Chlusbodenbrücke wurden bereits im Sommer 2021 durch unsere Felssicherer ausgeführt. Im Herbst 2022 konnten wir mit den Hauptarbeiten starten: Während einer sechswöchigen Vollsperre hat unser Team im Bereich Under Lammberg absturzgefährdete Felspakete je nach Beurteilung abgetragen oder gesichert. Um das sehr enge Bauprogramm während der längeren Vollsperre ab April 2023 erst zu ermöglichen, wurde diese erste Phase so gut wie möglich genutzt. Das Kranfundament im Hang oberhalb der Kantonsstrasse wurde bereits erstellt und die Anker für die Abspannung unserer Schutzwand versetzt. Über die Wintermonate konnte die Strasse normal befahren werden. In dieser Zeit wurde eine intensive AVOR betrieben, um auf die trotz der Länge der Baustelle mangelnden Platzverhältnisse vorbereitet zu sein sowie die optimalen Gerätschaften zur richtigen Zeit vor Ort zu haben.

Schutzwand zur Strasse

Die bedeutendste Installation für unsere Arbeiten war die bis zu 12 m hohe Schutzwand zwischen Felsabtrag und Strasse. Unsere Firma setzt dieses System schon seit Jahrzehnten erfolgreich auf Verkehrswegbaustellen ein. Die von der Gasser Engineering AG projektierte und in Zusammenarbeit mit unserem Betriebscenter erstellte Schutzwand hat auch auf dieser Baustelle ihre guten Dienste erwiesen. Die Schutzwand ermöglichte uns bei den beiden Felsabträgen eine Baupiste in 8 m Höhe, während auf der so geschützten Strasse gleichzeitig die Baustellenlogistik gewährleistet wurde. Für den Erfolg brauchte es aber auch geübte Maschinisten, die sich hinter der Schutzwand zwischen den Abspannankern mit Bohrgeräten, Baggern oder Kran geschickt hindurchmanövrierten.

Von Handbohrhammer bis Bohr-LKW

Für die neue Linienführung setzten wir die Felsböschungen auf beiden Seiten der Brücke bis zu 15 m zurück. Am Seil gesichert, starteten unsere darauf spezialisierten Mitarbeitenden in 20 m Höhe mit dem Abtrag von Hand. Die Sprenglöcher wurden mit dem Handbohrhammer und die Bohrlöcher für die permanenten Nägel mit dem Mounty-Bohrgerät erstellt. Sobald die ersten Etappen von Hand mit Kleingeräten abgetragen und gesichert waren, konnten wir mit unseren schweren Gerätschaften an die Arbeit. Wo möglich wurden unsere beiden Bohr-LKWs hinzugezogen.

Hoher Mechanisierungsgrad

Als die Schutzwände mit genügend Felsmaterial hinterfüllt waren und so eine Rampe erstellt werden konnte, wurde für die Bohrarbeiten der Sprengungen und Sicherungen jeweils ein Raupenbohrgerät eingesetzt. So konnte der Fels Schritt für Schritt von oben nach unten abgetragen und gesichert werden. Erst der hohe Mechanisierungsgrad ermöglicht die erforderlichen Leistungswerte, um die über 8’000 m³ Fels in 13 Wochen Vollsperrung abzutragen. Mit drei (Raupen-)Bohrgeräten, den Bohr-LKWs, einem Bohrbagger sowie Leichtbohrlafetten waren bis zu acht Bohrgeräte gleichzeitig im Einsatz. Dank unserem breiten Fuhrpark konnte an jedem Einsatzort das richtige Gerät eingesetzt werden. Hervorragend unterstützt wurde die Baustelle von unserem Betriebscenter-Team, das mit stetiger Bereitschaft und viel Einsatzwillen Ausfallzeiten beim Inventar auf ein Minimum reduzierte.

Zusammen ans Ziel

Generell erwies sich eine partnerschaftliche und engagierte Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten auf Augenhöhe einmal mehr als ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Innerhalb der ARGE mit unseren Partnern. Bei uns im Haus mit dem Engineering- Team und dem Betriebscenter. Und ganz besonders in unserem Baustellenteam selbst: Bis zu 25 äusserst motivierte Mitarbeitende arbeiteten zweischichtig in starkem Teamwork, um die erforderlichen Tagesleistungen zu erbringen. In der Anfangsphase war das Wetter überhaupt nicht auf unserer Seite. Die über Wochen anhaltenden Niederschläge dieses Frühlings machten uns schwer zu schaffen und wirkten sich gezwungenermassen negativ auf den Baufortschritt aus. Über eine vertrauensvolle Kommunikation mit Projektverfassern und Bauleitung erarbeiteten wir gemeinsam eine Lösung, um den Rückstand möglichst aufzuholen. Die Vollsperre wurde um drei Wochen verlängert, wodurch wir unser Augenmerk auf der erwarteten Qualität des Bauwerks behalten konnten.

Zusammen ans Ziel
Zusammen ans Ziel

Baugruben für Brückenwiderlager

Sobald die Felsabträge im Strassenbereich fertiggestellt waren, hat unser Team begonnen, die Baugruben für die Widerlager und Kämpfer der neuen Chlusbodenbrücke auszuheben und zu sichern. Mitten in der steilen Böschung nördlich und südlich der Waldemme blieb dort nur die Möglichkeit, von Hand und mit Kleingeräten zu arbeiten. Diese Arbeiten wurden zu grossen Teilen nach der Vollsperre bei einspuriger Verkehrsführung ausgeführt.

Arbeit am hängenden Seil
Arbeit am hängenden Seil

So geht es weiter

Je länger, je mehr konnten wir das spektakuläre Projekt unseren ARGE-Partnern für den Strassenbau und den konstruktiven Ingenieurbau überlassen. Sobald wir mit den Felsabträgen ganz unten angelangt sind, wird das Lehrgerüst für die neue Brücke hochgezogen und anschliessend die Sprengwerkbrücke selbst erstellt. Parallel dazu läuft die Erstellung der Futtermauern entlang der Strasse, sodass auf Start der Wintersaison der Verkehr wieder zweispurig nach Sörenberg rollen kann. Ab April 2024 wird unser Team wieder zum Zug kommen mit der Baugrube für eine talseitige Stützmauer im nördlichen Abschnitt. Mit den Deckbelägen im Frühling 2026 wird die ARGE Chluse ihre Arbeit für den Abschnitt 1 im Gesamtprojekt Lammschlucht abschliessen.

Die Chlusbodenbrücke aus dem Jahr 1915 wird nach dem Felsabtrag ersetzt
Die Chlusbodenbrücke aus dem Jahr 1915 wird nach dem Felsabtrag ersetzt

Technische Daten
Permanente ungespannte Anker 4’200 m
Selbstbohranker 10’500 m
Sprengtechnischer Felsabtrag 9’500 m3
Spritzbeton 2’700 m2
Netzsicherung 2’000 m2
Schutzwandlänge 120 m

Adrian Spichtig

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